Bismarck
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Mit der Eröffnung des Reichstages im März 1871 im Weißen Saal des Berliner Schlosses, zu der man eigens aus Goslar den Thornsitz Kaiser Heinrichs III. geholt hatte, wurde Bismarck " Durchlaucht " und Reichskanzler. Zu den bisherigen Partnern, dem Königshaus, den Fürsten, den auswärtigen Mächten, hatte er sich einen neuen geschaffen: der Reichstag als Volksvertretung in recht moderner Form. Entsprechend nahmen die Arbeitslast und die schlechte Stimmung des Fürsten gewaltig zu. Sein Tagesablauf war auch nicht geeignet, dieses anstrengende Leben wenigstens physisch zu erleichtetn; Wenn nichts besonders vorlag, stand Bismarck gegen zwei Uhr mittags auf. Bis gegen Abend aß und trank er dreimal reichlich. Bis 1/2 auf 12 arbeitete er intensiv. Anschließend empfing er bis ein oder zwei Uhr nachts Leute, trank und rauchte heftig dazu. An Schlaf war danach kaum zu denken. Das Schlafzimmer Bismarcks, den seine jüngeren Diplomaten " den großen Wauwau " nannten - wohl in Anlehnung an die verschiedenen großen " Reichshunde ", die man ihm schenkte-, hatte ein riesiges breites Doppelbett mit vielen Rollen und Kissen, die er beim Lesen während nächtlicher Schlaflosigkeit brauchte, Tierfelle auf dem Boden, auf dem Nachtisch Bücher, Papiere, Flaschen und Gläser. So lebte er in der Wilhelmstraße 76 bis zu seiner Entlassung. Zur " Erquickung " las er die Gedichte von Chamisso,
Uhland, Rückert und Heine. Klassische Musik schätzte er sehr, dagegen war
ihm Richard Wagner ein Greuel. Sein Verhältnis zum alten Kaiser war
keineswegs harmonisch. Er äußerte sich oft heftig und abfällig über ihn. Der
alte Man verstehe weder " hott noch hü ". Er sei so alt, dass er immer
vergesse, was er eben gesagt habe.
Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck-Schönhausen, seit 1890 Herzog zu Lauenburg) (* 1. April 1815 in Schönhausen; † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Hamburg war langjähriger Ministerpräsident von Preußen und der erste Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs. Dessen Politik bestimmte er als Reichskanzler bis zu
seiner Entlassung 1890 entscheidend mit. Außenpolitisch setzte er auf einen
Interessenausgleich der Mächte und baute ein breites Bündnissystem auf. Otto von Bismarck entstammte dem Adelsgeschlecht von
Bismarck und wurde am 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal an der Elbe
(heute Sachsen-Anhalt) als zweiter Sohn des Rittmeisters Karl Wilhelm
Ferdinand von Bismarck (1771-1845) und dessen Ehefrau Luise Wilhelmine, geb.
Mencken, (1790-1839) geboren. Während die väterliche Familie ein in der
Altmark alteingesessenes Junkergeschlecht war, hatte die bürgerliche Familie
Mencken, der die Mutter entstammte, in der Vergangenheit Gelehrte und hohe
Beamte hervorgebracht.
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